Tagebuch
Donnerstag 4.1.07 - Bamako
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Prima, heute nochmal ein ganzer Tag in der Hauptstadt und Zeit für diverse Einkäufe. Diesmal fühlen wir uns schon wesentlich vertrauter mit der Stadt und wissen viele Dinge zu schätzen, die uns zu Beginn gar nicht so aufgefallen sind. Nach dem üblichen Frühstück an der rue poincare an der Strassenecke neben der Mission geht es erstmal ans Wäschewaschen im sonnigen Innenhof. Gegen 11 ziehen wir zu Fuss los zum marché de N'Golonina, wo es viel Kunsthandwerk zu relativ günstigen Preisen geben soll. Gnadenloses Feilschen nach Tuareg-Art ist aber auch hier angesagt, sonst wird aus den günstigen Preisen nichts. Am Ende habe ich verschiedene Colliers und einen schönen Armring gekauft. Der Teppichhändler war zum Glück mit seinem Preis nicht flexibel genug, sonst hätte ich den Bogolan auch noch 2 Wochen mit mir rumschleppen müssen. Wir gehen weiter durch den Stadtteil Niarela und zum Hippodrom. Das Hippodrom Quartier zeichnet sich durch gepflasterte, saubere und sehr ordentliche Strassen aus, fast wie eine Fussgängerzone. Hinter dem Bahnübergang bleiben wir an einem kleinen CD-Shop stehen. Nach längerem Probehören wechseln noch zwei CDs den Besitzer, damit sind es heute insgesamt sieben. Nun noch ins Cybercafe, das ist direkt bei uns um die Ecke. Nach zwei Stunden im Netz ist es nun bereits dunkel draussen. Wir duschen kurz und brechen zu unserem etwas verspäteten Weihnachtsessen auf.
Wir haben uns das Sukothai im Quartier du Fleuve ausgesucht. Wenn schon Weihnachtsessen in Afrika, dann in einem thailändischen Restaurant in Bamako, das von einem Belgier geführt wird... Wow, schon die Einrichtung ist genial, besonders wenn man wie wir ein paar Tage nur auf einem Boot gelebt hat. Der Eigentümer begrüsst uns persönlich und schon bald beginnen wir zu schlemmen. Mein Curry ist hervorragend und auch die Desserts sind ein Traum. Wir lassen zusammen 27.000 CFA dort, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Zurück in der Mission quatschen wir noch lange mit den Anderen. Eine Japanerin ist gerade angekommen, sie ist allein auf einem rtw Trip, ziemlich cool.
Freitag 5.1.07 - Über die Grenze nach Kankan (Guinea)
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Heute sind genau 4 Wochen unserer Reise rum und es geht nun weiter nach Guinea. Um sieben Uhr brechen wir auf und nehmen ein sotrama, leider fährt es über die Brücke und wir kommen nicht mehr raus. Zu dumm, es gibt dort einen Stadtteil mit sehr ähnlichem Namen. Also wieder zurück und noch ein Versuch. Diesmal landen wir wie geplant am gare routiere de Djikoroni. Das Timing ist perfekt, wir sind die Fahrgäste 8 und 9 im Peugeot Kombi. Wie wir mittlerweile wissen, bedeutet das noch lange nicht, dass er jetzt voll ist. Die Zeit reicht noch für Kaffee und Baguette, dann quetschen wir uns hinten rein und los geht's. Unser Auto hat bereits ein Kennzeichen aus Guinea. Nach etwa 130 km teils etwas steiniger Piste sind wir an der Grenze. Grosse Teile der Strecke sind schon perfekt asphaltiert, gesponsort von der EU. Nun die üblichen Formalitäten, ausstempeln, diverse Fragen und Papierkram, Visum, Einreisestempel. Mein Impfpass ist tief unten im Rucksack, ich versichere, dass ich einen habe und gut. Das der Ausreisestempel mit dem Datum im Pass fehlt, hat wohl keiner bemerkt. Egal, nun bin ich ja drin. Einer der Guinea-Grenzer will von mir eine Einladung nach Deutschland. Klar, wer will die nicht... Endlich alles fertig, Dach- und Kofferraumpassagiere wieder an Bord und nun nochmal die gleiche Strecke bis Kankan. Wenig spektakuläres, nicht mal eine Panne. Nur mein Rücken schmerzt ein wenig, ich hasse diese Plätze ganz hinten. Um 14 Uhr sind wir in Kankan und finden nach etwas Sucherei das Centre d'Acceuil, wie sich hier die mission catholique nennt. Wir bekommen ein sehr sauberes Zimmer mit Dusche und Waschbecken für 30.000, das sind grade mal 3,70 Euro für uns beide zusammen. Als nächstes ist Geldwechseln angesagt, damit wir unser Zimmer auch bezahlen können.
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Die Bank ist nur zwei Strassen weiter und hat heute am Feitag sogar bis 16 Uhr auf, perfekt. An der Grenze haben wir die Angebote der zahlreichen Geldwechsler alle ausgeschlagen, da wir den richtigen Kurs nicht kannten. Die liefen dort alle mit riesigen Geldbündeln auf der Strasse rum. Der beste uns angebotene Kurs war 8000 Guinea Franc für 1 Euro. Hier in der Bank bekommen wir 8190 GF. Wir verlassen die relativ ordentliche Bank mit dicken Bündeln von 5000er und 1000er Banknoten. Ein Gefühl fast wie nach einem Banküberfall. Zusammen sind wir jetzt Millionäre. Im Hotel machen wir noch schnell ein Foto von unserer Beute und brechen dann zu einer ersten Erkundungstour in den Ort auf. Buntes Treiben auf dem Markt, wo es viele kleine Snacks gibt. Uns fällt auf, dass es mehr Auswahl und andere Waren als in Mali gibt. Wir probieren Fleischspiesse, frittierte Bananen-Honig-Bällchen und andere Leckereien. Am Milo-Fluss an der Brücke werden Autos gewaschen. Später komme ich beim Fotografieren mit einigen Schmieden ins Gespräch. Einer aus der Gruppe ist sehr an meiner Digitalkamera interessiert, er hat in Kankan einen kleinen Fotoladen. Duschpause und nächste Runde. Bei Dunkelheit ist Kankan noch sympathischer. Überall gibt es kleine Stände an der Strasse, beleuchtet nur von Petroleumlampen. Die meisten befinden sich in der Nähe der relativ grossen Universität. Wir probieren einen Teller mit Bohnen, Nudelsauce und Zwiebeln. Wir sehen zwar kaum, was wir essen, aber es schmeckt supergut. Kosten umgerechnet 18 Cent. Danach Kartoffeln mit irgendeiner Sauce und noch einen café noir. Beim Essen kommen wir mit zwei Studenten ins Gspräch, die am Nebentisch am Strassenrand sitzen. Wir erfahren, dass es möglicherweise ab dem 10.Januar im ganzen Land einen Generalstreik geben wird, der alles lahmlegt. Schlechte Aussichten, ohne öffentlichen Transport würden wir ziemlich feststecken. Die beiden empfehlen uns einen Besuch auf ihrem Campus, also machen wir das anschliessend. Die meisten Studenten scheinen auf dem Gelände auch zu wohnen. Danach noch ein kurzer Absacker im Hotel Baté. Das Skol-Bier schmeckt widerlich, aber einen Versuch war es wert.
Samstag 6.1.07 - Dabola
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An einer grossen Kreuzung fahren die Sammeltaxis Richtung Conakry ab. Heute haben wir einen kleinen Toyota mit Schrägheck, der eigentlich für fünf Personen konzipiert ist. Wir sind sieben plus jede Menge Gepäck im Kofferraum und auf dem Dach. Abfahrt gegen neun Uhr, vorher noch Kaffee mit Gummibaguette und warten, bis unser Taxi vom Tanken zurück ist. Es ist eng, aber meinem Rücken geht es auf einem richtigen Sitz heute viel besser. Mit einigen Stops zum Schrauben und Pinkelpausen erreichen wir Dabola gegen 15 Uhr. Wir laufen an der Hauptstrasse entlang bis zum Hotel Tinkisso, benannt nach dem kleinen Fluss hier. Für 50.000 bekommen wir ein Top Zimmer mit Bad, Fliesen, Strom und Doppelbett. Es gibt sogar Seife, ein grosses Duschhandtuch und Klopapier. Jetzt erstmal eine Runde durch den Ort, wozu wir wieder ein Stück zurücklaufen müssen. Wir entdecken einen Markt und viele leckere Sachen an der Strasse. Der alte Bahnhof dient heute als Schreinerei. Unsere Eisenbahnplanung mussten wir schon in Kankan wieder verwerfen, da es auch dort im Bahnhof keinerlei Schienen mehr gibt. Vielleicht sollte das den Kartenverlegern mal jemand sagen? Wir kommen am kleinen Nachtclub vorbei. Dort soll heute abend was gehen, jedenfalls steht das mit Kreide auf die kleine Tafel geschrieben. Am Abend versuchen wir unser Restaurant im Hotel. Das wird allerdings eher eine Lachnummer. Wir bestellen, dann stellt sich raus, dass der Koch gar nicht da ist, aber bestimmt bald kommt. Als dann endlich jemand kommt, ist er scheinbar doch mit unserer Bestellung überfordert. Wir canceln Pfeffersteak und Curry wieder und gehen erneut in den Ort. Im "Te Quiero" gibts Bohnen mit Spaghetti, Mayo und Tomaten. Im Nachtclub Etoile ist nicht viel los, nur ein paar Kids gehen ein und aus. Es läuft wenig ansprechender Hip Hop. Weit hinter unserem Hotel stossen wir noch auf eine open air Party mit Tanz, scheint so eine Art Dorffest zu sein.
Sonntag 7.1.07 - Dalaba
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Aufstehen um 7 Uhr, wir wollen das erste Buschtaxi im Ort erwischen. Die Hotelrechnung bezahle ich mit einem Riesenbündel Geldscheinen, dann gehts los. Die vielen Minibusse, die abfahrtsbereit an der Strasse stehen, fahren nur bis zu einem nahegelegenen Markt. Unser Buschtaxi nach Mamou finden wir aber schnell, es fehlen noch 5 Passagiere. Wir bezahlen pro Person 23.000 GF und gehen erstmal frühstücken. Dazu kaufen wir ein frisches Baguette bei einem Strassenverkäufer, damit wir nicht wieder so ein Gummiteil angedreht bekommen. Danach geht es noch lange nicht los und wir hocken uns an die Strassenecke wo die Autos stehen. Wir beobachten verschiedene Streitereien. Einmal geht es um die Reihenfolge der Taxis. Die Schreierei wird schliesslich ziemlich laut und es gibt beim Reindrängeln in die Lücke ein paar Beulen im Auto, was aber bei dem Auto überhaupt nicht auffällt... Um halb zehn fahren wir dann los. Neuer Rekord: 12 Personen im sept-place Kombi. Die Strecke ist heute wesentlich abwechslungsreicher als gestern, es geht durch die Berge. Mit einem Mitfahrer tausche ich die Email-Adressen aus. Er ist begeistert, als er meine kleine Karte mit der Website über Laos sieht. Er hat einen Freund in Vientiane und war auch mal in Nong Khai. Die Welt ist klein. In Dabola möchte er gerne ein Internet-Cafe eröffnen. Er nennt sich "Funktionär", arbeitet in der Strassenbaubranche und macht irgendwas mit Brückenbau. Von ihm erfahren wir auch, dass der Generalstreik wohl abgesagt ist und beide Seiten sich irgendwie geeinigt haben sollen. Das Umsteigen in Mamou geht ganz fix. Nach einem von unserem neuen Freund organisiertem Deal fahren wir sofort in einem klapprigen Mazda weiter nach Dalaba, unserem heutigen Ziel. Das sind nochmal ca. 50 km mit teilweise heftigen Steigungen. Die kleine Schrottkiste ist mit insgesamt 8 Leuten plus Kind besetzt und schafft einen Berg nicht mehr. Wir steigen aus und laufen eine Weile zu Fuss. Beim nächsten Berg zerreisst es eine Zündkerze und wir bleiben mit einem lauten Knall liegen. Nach Bastelpause und erfolgreicher Weiterfahrt erreichen wir Dalaba um 15 Uhr. Wir wollen zum Hotel Tangama, wohin uns prompt 2 wichtige Männer in einem chicen Auto mitnehmen. Ihre Funktion wird uns nicht ganz klar, scheinen irgendwie für die Regierung zu arbeiten. Wir nehmen ein sehr geräumiges Zimmer mit Bad und zwei Doppelbetten. Kostet 40.000 GF, aber wir haben ja genug von dem Papierzeugs. Mücken scheint es hier oben nicht zu geben, wir sind immerhin auf 1200 m Höhe. Zu Fuss zum Markt, der nur heute am Sonntag ist. Erstmal gebackene Süsskartoffeln mit scharfer Sauce, herrlich. Schnell ein Blick in die riesige Moschee werfen. Angy darf zu ihrem Ärger da nicht rein, obwohl es sogar einen Gebetsraum für Frauen gibt. Ein kleiner Umweg führt uns durch Dörfer und Bananenplantagen zurück zum Hotel. Abendessen heute in einem edlen Restaurant eines Belgiers, es gibt Couscous. Während des einstündigen Stromausfalls wird es dort bei Kerzenschein richtig gemütlich.
Montag 8.1.07 - Dalaba
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Endlich mal wieder einen ganzen Tag lang am selben Ort. Ich schlafe lange und krieche erst um 9 Uhr unter der Bettdecke hervor. Ein ganz neues Schlafgefühl, richtig gemütlich warm und bei offenem Fenster. Heute wollen wir ein wenig die Umgebung erkunden, deswegen suchen wir erstmal nach dem kleinen Tourist Office. Es ist ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Auch heute ist der Chef wieder nicht da, aber es soll bald jemand kommen. Wir ziehen das Frühstück vor und testen das kleine Lädchen gegenüber der Post. Nach ein paar Startschwierigkeiten gibt es doch etwas. Nach einem schnellen Einkauf auf dem Markt bekommen wir Baguette mit Mayo und Omelett, dazu Tee mit Milch und Zucker. Zurück beim Tourist Office erklärt uns nun jemand, dass wir Motorräder am Markt bei den Mechanikern bekommen können. Wir gehen erst noch zum Hotel, um die Karte und die Tourenbeschreibungen zu holen. Irgendwie haben sich unsere Pläne herumgesprochen. Vor dem Hotel bietet uns jemand sein Motorrad an. Wir einigen uns auf den Preis von 85.000 + Benzin. Nach dem Austausch des Hinterrades haben wir nun sogar Profil auf dem Reifen und können um 13 Uhr aufbrechen. Schnell noch 2 Liter in den Tank, dann gehts los auf der Strasse nach Pita. Nach etwa 5 km biegen wir nach rechts ab auf eine kleinere Piste nach Dittin. Die Piste ist relativ gut mit nur wenigen Schlaglöchern. Der kurvenreiche Weg führt uns rauf in die Berge durch eine wunderschöne Waldlandschaft. In Dittin fragen wir nach dem Weg und erfahren, dass wir schon etwas zu weit gefahren sind. Es war doch der kleine Weg am Flusslauf vor dem Ortseingang. Dieser kleine Pfad führt uns immer Richtung Süden, vorbei an zwei kleinen Dörfern. Ganz am Ende erreichen wir einen Zaun. Hier ist Schluss und es geht nur noch zu Fuss weiter. Unser Ziel ist der Wasserfall von Dittin, oder chutes de Dittin. Auf dem Parkplatz warten bereits ein paar Jungs auf uns. Zwei von Ihnen begleiten uns auf dem letzten Stück, die anderen passen auf das Motorrad auf. Wir laufen ein Stück durch den Wald, vorbei an einem ersten, kleineren Wasserfall. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir den großen Fall.
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Auch jetzt in der Trockenzeit donnert noch recht viel Wasser die etwa 80 m hohe Klippe hinunter und stürzt unten in einen riesigen Pool. Der Wind und die Gischt machen zusammen die perfekte Klimaanlage und wir geniessen die Abkühlung. Eine halbe Stunde und einige Fotos später gehen wir zurück zum Parkplatz. In Dittin tauschen wir und Angy fährt jetzt. Im Prinzip klappt das ganz gut, auch wenn sie die Karre bei jeder Gelegenheit abwürgt. Zurück in Dalaba fahren wir zum viewpoint des Hotel Fouta, wo sich uns durch das leicht dunstige Abendlicht eine fantastische Aussicht in ein Nebental bietet. Noch ein kurzer Stop beim case a palabre, das in einer Feriensiedlung der Regierung steht. Es diente in der Kolonialzeit als Versammlungshaus aller Bezirksverantwortlichen und ist heute wohl nur noch Museum. Man kann noch den kunstvoll verzierten Fussboden und die Muster in den Wänden bestaunen. Die Muster wurden mit einer Erde-Zement-Mischung angelegt und sind noch erstaunlich gut erhalten. Wir bedanken uns und geben dem "Hausmeister" 5000 fürs Aufschliessen. Nach dem Duschen gehen wir heute ins Restaurant Le Musee, das schräg gegenüber vom Belgier liegt. Von aussen sieht es wie ein ganz einfaches Privathaus aus. Drinnen finden wir eine schummrige boite mit grüner Beleuchtung. Wir sind zwar die Einzigen, die hier etwas essen, aber es ist perfekt. Unsere plat du jour besteht aus poulet, spaghetti, frites, salade, piment. Absolut genial.
Dienstag 9.1.07 - Labé
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Die Weiterfahrt klappt problemlos. Wir sind die ersten Passagiere im zweiten Auto heute. Das kann also noch ein wenig dauern. Wir nutzen wie immer die Wartezeit fürs Frühstück. Auf dem Markt werden wir nicht fündig, also kaufen wir dort nur ein Baguette. Später finden wir eine kleine Strassenbar, aber der Chef hat nur café noir. Ich entscheide mich lieber für Tee mit Zucker. Kaum sind wir fertig, steht auch schon hupend unser Auto vor uns. Woher die nur schon wieder wissen....? Heute sind wir insgesamt zu siebt im Toyota Carina Automatik, das ist ja mal richtig komfortabel. Die 90 km auf der guten Strasse durch eine abwechslungsreiche Landschaft sind ruckzuck bewältigt, wir haben nicht einmal eine Panne heute. Gegen halb elf sind wir schon in Labé. Prima, so haben wir hier noch den ganzen Tag und können morgen (hoffentlich) weiterfahren. Mit zwei Moto-Taxis fahren wir zum Hotel Tata, dort nehmen wir für 115.000 eine der runden Hütten. Unsere bisher teuerste Unterkunft, aber die Hütten sind auch top ausgestattet und liegen in einem schönen Garten mit Bananenstauden und rot blühenden Bäumen. Wir machen eine große Runde durch die Stadt, in dern Mitte sich ein riesiger Markt befindet. Ich will eine Zeitung kaufen, aber die kommen wohl erst abends aus Conakry. Wenn sie denn geliefert werden, kann man sie in der Apotheke bekommen. Klar, wo auch sonst... An einer Tankstelle reihen sich lange Kanisterschlangen. Das Benzin scheint bald knapp zu werden, alle wollen sich vor dem Streik noch eindecken. Als ich das fotografiere springt jemand aus einem Auto und brüllt mich an, dass das doch sehr gefährlich sei und ich die Kamera lieber wegstecken sollte.
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Wir wandern weiter und gehen auf dem Rückweg zum Hotel noch in ein relativ neues Internetcafe, eher so eine Art Business-Center. Die Stunde kostet hier 7.000, das ist ok für die sehr fixe Verbindung. Es gibt einige Antworten auf meinen letzen Tourbericht. Vik schreibt, dass sie wieder zurück in Tallinn ist und fleissig studiert. Danach drucke ich mir 3 Seiten mit aktuellen Nachrichten aus Guinea über die Streiklage aus. Das offizielle Treffen mit dem Präsidenten Lansana Conté hat wohl am Samstag doch nicht stattgefunden. Er war etwas stinkig wegen der gestellten Vorbedingungen und hat es kurzerhand abgesagt und Conakry verlassen. Letzendlich richtet sich der Streik ja auch gegen ihn und die allgemein schlechte Situation im Land. Am Abend gönnen wir uns eine Holzofenpizza im Hotel, das ist hier die grosse Spezialität. Schade, die Auberginen für meine Pizza sind leider aus, aber sie schmeckt auch ohne sehr gut. Später kommen noch zwei Franzosen mit einem ONG Fahrzeug (von einer Hilfsorganisation) und bestellen ebenfalls Pizza. Nachts liege ich lange wach, liegt wohl zunächst am späten Essen. Ausserdem ist eine gemeinsame Decke ziemlich mies, wenn sich Angy 1000 mal rumdreht nachts... Ab 1 Uhr nachts höre ich sehr viele Motorräder vorbeifahren. Die Hunde, Hühner und wer weiss was noch für Tiere machen einen Riesenlärm. Der Fahrzeuglärm hört nicht auf. Normal ist das mitten in der Nacht nicht. Der erste Streiktag steht uns bevor. Kommt jetzt die Armee und errichtet Strassensperren? Was wird uns im Morgengrauen erwarten?
Mittwoch 10.1.07 - Mali ville
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Heute wird es spannend, ob uns der Streik in die Quere kommt und wir überhaupt weiterreisen können. Mit unserem Hotelpatron haben wir für 6:30 Frühstück vereinbart, aber er scheint verschlafen zu haben. Um sieben taucht er auf. Der Gärtner wird an die Strasse geschickt, um zwei Moto-Taxis für uns zu organisieren. In der Zwischenzeit gibt es Frühstück. nach einer halben Stunde taucht der Gärtner mit einem Moto auf. Das soll uns nun nacheinander zum gare voiture "Daka" bringen. Ich fahre zuerst. Die Strassen sind gespenstisch leer, alle Geschäfte haben geschlossen. Am Busbahnhof fahren tatsächlich einige wenige Minibusse. Den Bus nach Mali Ville sehe ich aber nur noch von hinten, zu spät. Angeblich soll noch einer fahren. Prima, dann fehlt jetzt nur nach Angy. Die kommt dann auch bald angefahren und kurz darauf sitzen wir auf den vorderen beiden Plätzen des zweiten Minibusses. Wenn die Fahrt klappt, kann uns jetzt nicht mehr viel passieren, da wir von Maliville aus zu Fuss weiter über die Grenze wollen. Die Piste ist von Anfang an sehr schön, besonders als es dann rauf in die Berge geht. Von Polizeikontrollen oder Strassensperren keine Spur. Nach etwa der halben Strecke erreichen wir Yembering und müssen das Fahrzeug wechseln. Der erste Minibus war vorher mit Reifenpanne liegengeblieben und kommt erst jetzt nach uns an. Er fährt weiter bis Mali Ville mit uns. Die Strecke wird immer schöner, bei ganz klarem Wetter wären das tolle Fotomotive. Unterwegs gibt es ein paar kleinere Verzögerungen. Einmal kocht der Kühler und später macht ein weiterer Reifen schlapp. Das zweiter Ersatzrad passt leider nicht, weil die Radbolzen zu lang sind.
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Nach erfolglosem Rumgebastel läuft jemand los, nach Mali sind es noch 12 km. Zum Glück wird er später von einem Motorrad mitgenommen, so dass 2 Stunden später ein neues Rad da ist. Gegen 16 Uhr haben wir es geschafft, wir fahren ein in Mali Ville, dass wunderschön auf einer grossen Bergkuppe liegt. Nach einigen Schritten werden wir vom rührigen Chef des kleinen Touristenbüros in seinen kleinen Laden gebeten. Er trägt uns in ein riesiges Gästebuch ein, wir sind die ersten Deutschen dieses Jahr. Nach einem kleinen Vortrag über seine tollen Ort führt er uns zum Haus von Madame Nadine, die zwei sehr schöne Zimmer vermietet. Sie ist Französin, ihr guineischer Mann gilt als vermisst. Sie selber ist auch nicht da, aber der Gärtner und der patron kümmern sich um uns. Wir vereinbaren, dass wir zum Abendessen da sind und am nächsten Morgen frühstücken. Er geht dann später zum Markt und kauft alles ein. Wir gehen noch zu einem Aussichtspunkt hinter dem Haus und kaufen im Ort Wasser ein. Für ein super Doppelzimmer zahlen wir bei Nadine umgerechnet 3,70 Euro, für ein sehr reichliches Abendessen zusammen nochmal den gleichen Preis. Es gibt Reis mit sauce arachide, Kartoffeln mit Mayo, Tomaten und Avocadosalat mit leckerem Dressing.
Donnerstag 11.1.07 - Mali ville
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Um 9:30 treffen wir uns wie vereinbart mit unserem Tourist Chef in seinem kleinen Büro. Wir wollen heute irgendwas in der Umgebung unternehmen und morgen aufbrechen zu unserem Fussmarsch über die Grenze. Mit etwas Verspätung kommt Monsieur Souaré dann auch und erklärt uns voller Stolz alle seine Funktionen im Ort und schlägt uns ein Programm vor. Er ist sehr gebildet, das merken wir auch schon an seinen Vorschlägen. Er weiss recht genau, was Touristen interessiert und wie Backpacker unterwegs sind. Es läuft daraus hinaus, dass wir unsere Tour morgen an der Dame de Mali beginnen und die heutige Nacht im Campement B.E.V. verbringen. Das bedeutet also schon wieder umziehen und alles packen. Gut, dann bleiben jetzt noch 4 Stunden für Erkundung der Umgebung. Die meisten Geschäfte rund um den Markt sind geschlossen, heute ist der 2. Streiktag. Egal, wir bekommen alles, was wir so brauchen mit etwas Sucherei. Um 14 Uhr sind wir mit M.Souaré zum Mittagessen verabredet. Seine beiden Jungs warten im Office, er kommt später auch. Wir gehen mit ihm ein paar Strassenecken weiter zu einem Haus, das von aussen nicht als Restaurant oder sowas zu erkennen ist. Drinnen sitzt eine dicke Mama auf einem Schemel und herrscht über einen riesigen Topf mit Reis und diversen Schüsseln mit Saucen. Einige Männer sitzen auf langen Bänken um 2 Tische herum, wir finden neben ihnen noch Platz. Für uns drei bekommen wir eine riesige Platte mir Reis, leckerem Fleisch und 2-3 Kartoffeln. Dazu eine Dose Piment. Völlig vollgefressen holen wir unsere Rucksäcke und brechen zum Campement im Dorf von M.Souaré auf. Zwei von den Jungs aus seinem Dorf begleiten uns, sie werden morgen unsere Guides sein.
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Der Weg geht etwa 7 km über eine Bergkette. Unterwegs sehen wir bereits zum ersten Mal die Dame de Mali, ein Felsen auf einem Berg mit der Silhouette einer Frau. Im Dorf entscheiden wir uns für eine der Hütten oben auf dem Aussichtspunkt. Die gesamte Dorfjugend versammelt sich kurz darauf auch hier, froh über die Abwechslung. Ständig kommt jemand in die Hütte, um irgendwas zu fragen, die Hütte zu fegen (bloss nicht, staubig genug hier), oder die Details des Abendessens abzustimmen. Poulet gibt es wohl doch nicht, also nehmen wir Couscous mit Sauce. Man sagt uns, die Köchin sei wohl etwas difficile, das mit der Sauce geht wohl ohne Fleisch auch nicht... Das Highlight wird jedenfalls eine riesige Salatplatte mit grünem Salat, Tomaten, Zwiebeln, Ei, Vinaigrette. Wir verputzen diese bis aufs letzte Blatt und anschliessend frage ich noch nach einem Tee gegen meine Halsschmerzen. Wir halten in unserer Hütte noch einen Plausch mit dem Touri-Chef, der eine grosse Thermoskanne mit Kräutertee mitbringt. Er ist zufrieden wieder Gäste zu haben. Die Nacht wird in der Hütte recht windig und ich schlafe wieder mit einem T-Shirt als Schal.
Freitag 12.1.07 - Über die Grenze nach Dindefelou (Senegal)
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Es ist wieder Freitag, wie schon so oft steht die Überquerung einer Grenze an. Nachdem frühstückstechnisch nichts passiert, gehen wir um kurz vor acht runter ins Dorf. Ein kleiner Junge rennt los und weckt unsere beiden Guides aus dem Tiefschlaf. Kurz darauf erscheint auch M. Souaré und erklärt uns anhand eines grossen Kassenbuches die Buchführung des Campements. Alle Einnahmen aus der Vermietung der Hütten und die Aufteilung des Geldes sind genau aufgelistet. Es gibt eine Notkasse, falls im Dorf jemand krank ist, die Wasserversorgung repariert werden muss oder eine Hütte brennt. Vor unseren Augen werden die Guides ausbezahlt, jeder bekommt 80% der Summe, die wir zahlen. Jetzt noch 2 grosse Tassen Tee und etwas Brot, das ist ein guter Start in den Tag. Um kurz vor neun geht's endlich los, es ist jetzt schon gar nicht mehr kalt. Schon nach kurzer Zeit geht es relativ steil bergab zum 1. Dorf. Ich bin ganz froh, heute nur den kleinen Rucksack tragen zu müssen. Es geht zügig voran, Dorf um Dorf. Wir machen ab und zu eine kurze Pause zum Trinken ofer Fotografieren. Ich habe nur 2 Liter dabei, mal sehen ob das reicht. Wir erreichen einen wunderschönen Aussichtspunkt mit vielen Felsen und goldgelbem, vertrocknetem Gras. Hier machen wir eine weitere Pause, bevor es wieder steil bergab geht. Der Ausblick in die weite Landschaft unter uns ist genial. Bei klarem Wetter könnte man sicher schon bis in den Senegal sehen, obwohl die Grenze noch weit weg sein muss. Über eine Art Leiter aus vertrockneten Ästen geht es in einer Felsspalte bergab. Danach wird der Weg etwas flacher und langsam wird es immer heisser. Gegen Mittag machen wir Rast in einem grösseren Dorf. Wir relaxen unter einem schattigen Dach. Der sehr starke grüne Tee haut mich fast um. Ich kaufe noch ein paar Orangen, direkt vom Baum gepflückt. Als wir weitergehen, knallt die Sonne wieder gnadenlos.
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In der Ebene gibt es nur sehr wenig Schatten. Irgendwann erreichen wir den Fahrweg, kreuzen ihn und gehen weiter durch den Busch. Später müssen wir durch einen Fluss waten. Als wir danach einen flachen Hang hochlaufen, sagt einer unserer Guides ganz beiläufig "C'est la frontière ici". Aha, das muss man aber wissen, wir sind nun also im Senegal. Perfekter kann eine grüne Grenze nicht sein. Mit uns zusammen geht schon seit einiger Zeit ein älterer Mann mit einer grossen Tasche auf dem Kopf. Er gehört zu einer Gruppe von Leuten, die im Senegal nach Arbeit suchen will. Jetzt müssen es noch etwa 8 km bis Dindefelou sein. Wir durchqueren eine grosse Wiese mit zahllosen Termitenhügeln, danach geht es nochmal einen steilen Abhang durch den Wald hinunter. Um 18:15 Uhr erreichen wir ziemlich erschöpft das Campement de la Cascade. Mein Wunsch geht in Erfüllung, es gibt hier tatsächlich ein Bier! Noch nie habe ich eine Flasche lauwarmes Flag so genossen. Nach einer kurzen Pause verabschieden sich unsere beiden Guides, die beiden wollen heute noch zurück bis hinter die Grenze und in einem der Dörfer kostenlos schlafen. Wir geben ihnen noch zwei Schlüsselanhänger und die Stirnlampe von Angy als Geschenk mit. Nach dem Essen verbringen wir eine gute Nacht in der Rundhütte. Die Erholung haben wir uns nach der ca. 40 km Fusstour auch verdient. Auch die Handys dürfen auftanken, im Campement gibt es Solarstrom.
Samstag 13.1.07 - Kedougou
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Ab jetzt wollen wir es etwas ruhiger angehen, die letzte Woche bricht an. Zumindest ist das unser Plan... Am Morgen laufen wir 20 Minuten zu den cascades, die dem Campement seinen Namen geben. Der Weg dorthin ist schön, vorbei an im Bach wäschewaschenden Frauen und durch dichtes Dschungelgestrüpp. Am Wasserfall ist es schattig und windig, mir zu kalt für ein Bad im Pool. Nix für die Halsschmerzen, die immer noch nicht ganz weg sind. Etwa 100 m rieselt das Wasser an einer breiten Felswand hinunter, unten kann man sich prima duschen. Angy macht reichlich Gebrauch davon. Zurück im Camp organisieren wir 2 Motorradtaxis, die uns ins 40 km entfernte Kedougou bringen sollen. Zunächst gehts über eine sandige Schlaglochpiste bis Segou, etwa 5 km hinter dem Campement. Hier holen wir uns beim Polizeiposten unseren Einreisestempel. Das klappt völlig problemlos. Wir erzählen, dass wir von Maliville aus zu Fuss über die Grenze sind. Die beiden scheinen hier eine sehr ruhige Kugel zu schieben. Wichtigstes Möbelstück ist wohl der Liegestuhl im Hof. Kundschaft wie uns haben sie wohl nur selten, die meisten Einträge im Grenzbuch stammen aus von Afrikanern aus Guinea. Zurück zu den Motos und weiter durch schöne Landschaft und schlechte Piste. Es wird immer flacher, aus den hohen Bergen sind wir nun raus. Nach etwas Sucherei lassen wir uns am Campement Banetamba (?) in Kedougou absetzen. Da es gerade keinen Strom gibt, reduziert sich der Preis für die schöne Hütte auf 5000 CFA. Ab jetzt müssen wir wieder mit richtigem Geld bezahlen. |
Heute mittag sind es bestimmt 35 Grad im Schatten. Solche Temperaturen hatten wir oben in den Bergen nicht. Erstmal eine gazelle (senegalesisches Bier) und dann unter die Dusche. Wow, perfekte Erfrischung rundum. Danach laufen wir mal in den Ort rein. Kedougou liegt doch nicht so malerisch direkt am Fluss, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Gambia River ist aber auch nicht weit weg. Auf den ersten Blick hat Kedougou ausser einigen Campements nicht viel zu bieten, aber irgendwie finden wir den kleinen Ort dann doch recht sympathisch. Es gibt einen kleinen Markt, verschieden gut sortierte Lebensmittelläden und einige kleine Restaurants. Abends wenig Strassenbeleuchtung an ein paar Kreuzungen, sonst ist alles dunkel. Vereinzelt scheint Licht aus den Häusern und ein paar Geschäften. Wir essen zu Abend im le Calebasse, einer grossen Kneipe mit schummriger Beleuchtung. Hier treffen wir die beiden Mädels von dem Wasserfall heute morgen wieder. Wir essen Tiebou Dienne und steak frites, beides sehr gut. Für den Black & White Club ist es sicher noch zu früh, ausserdem habe ich immer noch leichtes Fieber.
Unsere Reise geht weiter über Kaolack nach Tobab Diallo, wo wir noch 2 relaxte Tage am Strand verbringen. Danach geht es zurück nach Dakar, wo wir unsere kleine Runde nach etwa 5000 km wieder schliessen. Afrique de l'est, à bientot!
ENDE und weiter zur Fotogalerie?
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